Verlags-Sonderveröffentlichung Lebenslang flexibel abgesichert Fokusgruppe private Altersvorsorge ist nur mehr von Auszahlphase die Rede, nicht mehr von Rentenphase. Das ist ein politi- sches Signal. Man kennt die Schwächen der gesetzlichen Rente und will das nicht zuletzt durch Fondspolicen als Rückende- ckung ausgleichen. Unsere Aufgabe ist, möglichst viel Performance an die Rampe zu bringen. Und was die Verrentungsphase angeht, ziehen Versicherer und Fondsge- sellschaften ohnehin an einem Strang. Daniel Pytiak (Chief Commercial Officer, DELA): Allerdings sollten sich Versicherun- gen nicht auf bloße Anlagethemen reduzie- ren lassen. Wir versichern primär ein defi- niertes Risiko – das kann das Risiko der Langlebigkeit genauso gut sein wie das der Kurzlebigkeit. In der Rentenversicherung gibt es Geld bis ans Lebensende, auch wenn ich 100 Jahre alt werde. In der Risi- kolebensversicherung zahlen wir, wenn die versicherte Person ums Leben kommt, die vereinbarte Summe ab dem ersten Tag der Versicherung aus. Auch wenn dies bereits morgen passiert. Daher geht der Einwand der Verbraucherschützer bei der Sterbe- geldversicherung, das könne man auch selbst ansparen, ins Leere. Theoretisch stimmt das nach zehn oder 15 Jahren viel- leicht einmal, weil man dann das Geld zu- sammen hat. Praktisch ist man aber bis dahin ohne Schutz für den Fall eines vor- zeitigen Todes. ? Sorgt die Zinswende für Rückenwind oder ist sie eher ein Hemmnis? Pytiak (DELA): Es kommt darauf an, welche Art der Vorsorge ein Unternehmen liefert. Im Bereich der Risikolebensversicherung, die häufig eine Zwangsvorgabe für die Im- mobilienfinanzierung ist, können sich nun deutlich weniger Menschen eine Immobilie leisten, was sich in diesem Segment be- merkbar macht. Das wird sich aber einpen- deln. Es ist nur ein Übergang von einem unnormalen Zinsniveau zu einem normalen. Ein Niveau, das früher üblich oder sogar noch höher war. Gaßner (WWK): Einzigartig ist an der ak- tuellen Phase steigender Zinsen sicher nicht das Zinsniveau, sondern das Tempo. Na- türlich erscheinen andere risikofreie Anla- geoptionen damit auf einmal als attraktive Konkurrenz zur Versicherungspolice. Lock- angebote der Banken gelten aber in der Regel nur zeitlich begrenzt oder nur für überschaubare Anlagebeträge. Stenger (Franklin Templeton): Die grundle- gende Frage ist doch: Will ich Kapital nomi- nal erhalten oder will und muss ich es ver- mehren. Vorsorge bedeutet, am Ende mehr herauszubekommen, als ich vorher einge- setzt habe. Und dieses Ziel wird nicht ausreichend thematisiert. Die Banken sind froh. Durch die gestiegenen Zinsen können sie ohne aufwendige Dokumentations- vorgaben Produkt verkaufen. Aber zu kei- nem Punkt der Zinswende konnte man mit Festgeld aus dem saldierten Minus kom- men. Das ist keine Vorsorge, das ist nur der Druck auf eine Pausentaste auf dem Weg vom Negativzins zur aktiven Enteignung. Nuschele (Standard Life): Trotzdem sind in den vergangenen Monaten 180 Milliarden Euro neu in Festgeld geflossen. Die Vorstel- lung eines Safe Haven, wo man sein Pulver trocken halten kann, ist ein Hemmnis, sich mit realer Vorsorge auseinanderzusetzen. Neus (Schroders): Und hier ist der entschei- dende Faktor die Zeit. Vorsorge geht über zwei, drei Jahrzehnte, und die Ruhestands- planung reicht, wenn keine Krankheit da- zwischenkommt, ebenfalls über 20 bis 30 Jahre. Die Herausforderung ist, dass keiner diesen Zeitraum plastisch vor sich hat. Man kann sich schon eine Welt vor dem Smart- phone kaum vorstellen, und das sind erst 16 Jahre, keine 30 oder 60. Und seither ha- ben Groß und Klein gelernt, auf dem Dis- play zu switchen, zu wischen statt zu tippen. ? Das Switchen ist auch in der Fondsanlage nicht mehr wegzudenken, oder? Gaßner (WWK): Der Switch, ein Fonds- wechsel für künftig anzulegende Beiträge, sollte in einer modernen Fondspolice ebenso beliebig oft möglich sein wie für den Fondsbestand im Vertrag – den Shift. Im Unterschied zur Direktanlage fällt dabei für den Kunden weder Kapitalertragsteuer an, noch entstehen ihm Kosten. Diese Effizienz im Management des Fondsportfolios wirkt positiv auf die Rendite. Es gibt keinen Ab- fluss durch Steuern, der in einem normalen Aktiendepot jedes Mal anfällt, wenn man einen Baustein verkauft, um einen anderen zu kaufen, der den eigenen Präferenzen oder der Marktsituation besser entspricht. Stenger (Franklin Templeton): Die Politik aus Berlin hat diese Flexibilität ganz oben auf ihrem Wunschzettel. Ein modernes Produkt muss auf situative Events einer Biografie eingehen können. Es muss Zah- lungsströme abbilden können, auch wenn ein Erwerbsleben nicht mehr on-off verläuft, sondern sich vielleicht mit 55+ aus 50 Pro- zent Arbeit und 50 Prozent Ruhestand zusammensetzt. Es gilt sicherzustellen, dass eine Vorsorgeentscheidung später nicht als veraltet oder zu eng gefasst er- scheinen kann. Nuschele (Standard Life): Die lange Lauf- zeit ist doppelt vertreten. Im Anlauf muss man genügend Kapital für eine lebenslange Rente ansammeln. Aber auch im Endspurt, den man besser als Ruhestandsplanung begreift, geht es darum, so lange wie möglich die Chancen der Kapitalmärkte zu nutzen. Neus (Schroders): Genau, das Thema Ver- rentungsphase ist salonfähig geworden. Es wird heiß diskutiert, da Versicherer und Assetmanager wissen, dass sie ohne ein- ander nicht auskommen. Da ist der Druck der Politik, die Konkurrenz der Banken und das leidige Thema, dass Vorsorgekapital auf dem Girokonto nichts verloren hat. Es muss weiterarbeiten, und die Fondsindus- trie liefert dafür die geeigneten Produkte. Nuschele (Standard Life): Früher war die fondsgebundene Rentenversicherung ein Nischenprodukt für alle, denen die klassi- sche nicht sportlich genug war. Heute ist sie ein intelligentes Geldanlageprodukt, das